„Alter Hof sucht neue Liebe“ - Dorfentwicklung heute

Im Wirts-Stadl in Gabelbach: von links Direktor Christian Kreye vom Amt für ländliche Entwicklung, Krumbach, Roman Aigner, Referent bei der Kath. Landvolkbewegung Augsburg und Johann Wipfler, Hausherr und Renovierer des Gasthofes in Gabelbach aus dem 16. Jahrhundert samt Nebengebäude
16.11.2022 | "Alter Hof sucht neue Liebe" - Veranstaltung der KLB Dinkelscherben

Die Kath. Landvolkbewegung Dinkelscherben lud zu der Veranstaltung ein. Roman Aigner, Landvolkreferent, führte in das Thema ein. Der Veranstaltungsort sei nicht zufällig gewählt, sondern die Landvolkgemeinschaft habe sich bewusst für den Wirts-Stadl aus dem 16. Jahrhundert entschieden und freute sich über die Zusage von Hans Wipfler. Ziel des Abends sei zu informieren und zu motivieren. Neben den vielen Fachleuten im Publikum, wie Aigner launig moderierte, stellte er Christian Kreye, leitender Baudirektor beim Amt für ländliche Entwicklung Krumbach vor. Dieser berichtete in einem interessanten Vortrag über die Arbeit des Amtes und die vielen Beispiele von Projekten der „Dorferneuerung“. Dörfer wie Reitenbuch oder Münsterhausen sind jüngst erfolgreich abgeschlossen.  Wichtig sei eine verträgliche Außenentwicklung, da bei einer ständig wachsenden Bevölkerung in Bayern weiterhin Wohnraum gebraucht werde. Eine interessante Zahl war auch die Entwicklung der landwirtschaftlichen Anwesen: Während 1950 noch ca. 400.000 landwirtschaftliche Betriebe aktiv waren, sind es 2021 gerade 103.800, davon inzwischen viele als Aussiedlungshöfe an den Ortsrändern. Dazu sei es wichtig, bestehende Substanzen wie Leerstände umzuwidmen.  Die verbleibenden Flächen werden vor allem für die Landwirtschaft, den Wasserrückhalt und für den Energiebedarf gebraucht. Nach einer kurzen Fragerunde zeigte Hans Wipfler, Ingenieur und Restaurator, Bilder seiner bisherigen Projekte. Neben Hofstellen in Wörleschwang und Zusmarshausen wurde von Wipfler im Jahr 2020 die alte Gastwirtschaft mit Brauerei beim Tag der offenen Tür der Öffentlichkeit vorgestellt. Ob die Bilder des total maroden Gebäudes und der Wiederherstellung jetzt Mut oder eher Angst vor so einer Entscheidung machen, ein altes Haus wieder herzurichten, überlegte Aigner laut. Doch das Ergebnis gibt dem Hausherrn recht. Eine grandiose Leistung mit einem bemerkenswerten Ergebnis. In der Diskussion wünschten sich viele Gäste mehr Bürgerbeteiligung in ihren Kommunen. Oft würde durch die großen Baugebiete am Ortsrand der Dorfcharakter verloren gehen. Als Gegenargument wurden die schwierigen Verhandlungen mit den Eigentümern solcher alter Häuser genannt. Auch die Umnutzung von Gebäuden aus der Landwirtschaft in private Wohnungen sei steuerlich schwierig.

Aigner machte bei seinem Schlusswort auch im Sinne des Kath. Landvolkes klar, dass der Mensch als Abbild Gottes, der ja Schöpfer, auf Englisch: the creator sei, jeder Einzelne in seinem Sinne bauen, erfinden, schaffen, bilden, gestalten, entwickeln und kreieren solle. Für diesen anspruchsvollen und gleichzeitig wunderbaren Auftrag wünsche er viele Ideen, damit auch für die Zukunft ein gutes Miteinander gelebt werden könne. Die Vorstandschaft der Landvolkbewegung Dinkelscherben bedankte sich bei den Rednern mit Produkten aus der Region und die Gäste mit viel Applaus.

Ulrike Eger