Ländliches Seminar

04.07.2022

Um das Thema „Pflegende Angehörige – Sorgende Gemeinschaften“ ging es beim ersten Seminarabend der KLB Aichach am 27. April 2022. Die Sorgen von Angehörigen kamen ebenso zur Sprache wie die Probleme, die Einrichtungsleiter in naher und mittlerer Zukunft sehen.

Gekommen waren die Referenten Andrea Neukäufer, (Leiterin des Caritas Pflegezentrums St. Hildegard Pöttmes), Martin Horak, (Geschäftsführer der Blumenthalgemeinschaft), Gudrun Jansen, (Leiterin der Sozialstation Augsburg/Hochzoll/Friedberg) und Ingrid Hafner-Eichner, (Sachgebietsleiterin für Alten-und Behindertenhilfe im Landratsamt Aichach/Friedberg). Gisela Hofgärtner begrüßte die Gäste. KLB-Bildungsreferentin Petra Hüttenhofer moderierte den Abend.

„Umdenken von versorgter Gemeinschaft zu sorgender Gemeinschaft“ - diesen Gedanken stellte sie zu Anfang in den Raum. Die Referenten brachten dazu ihre Erfahrungen in die Gesprächsrunde ein. Ingrid Hafner-Eichner vom Landratsamt Aichach/Friedberg vertrat den Grundsatz „Pflege ambulant statt stationär“, was aber nicht immer möglich sei. Andrea Neukäufer erlebt oft pflegende Angehörige, die überfordert sind, die Ängste haben, auch finanziell. Während ihrer Zeit im Pflegezentrum wurden zwar schon viele Verbesserungen geschaffen – ein Netzwerk ist entstanden, die Ausbildung wurde neu ausgerichtet. „Große Bauchschmerzen“, wie sie sagte, macht ihr die Personalbemessung, die bis 2023 umgesetzt werden muss. „Wir rutschen immer mehr weg von Bezugspflege hin zu Funktionspflege“. Ihr Wunsch wären kleine Einheiten mit zehn bis zwölf Personen. Leider geht der Trend hin zu größeren Häusern und Gruppen. Gudrun Jansen, Leiterin der Sozialstation Hochzoll/Friedberg, erzählte, wie sie den Alltag in der Praxis erlebt. Um die Sorgen und Nöte der Pflegefälle besser kennenzulernen, fuhr sie in den ersten drei Monaten ihrer Tätigkeit beim ambulanten Pflegedienst mit. „Pflege ist physisch und psychisch eine Belastung“, sagte sie. Wichtig sei es ihrer Meinung nach, Anlaufstellen für die Pflegenden zu schaffen. Pflegende Angehörige bräuchten auch Freiräume für sich.

Das Mehrgenerationenprojekt in Blumenthal ist auf fünf Säulen aufgebaut, schilderte Martin Horak, der Geschäftsführer der Gemeinschaft Blumenthal. Die erste Säule ist die soziale Gruppe. In Blumenthal sind alle Bewohner Mitbesitzer. Jeder hat zwar seine eigene Wohnung, aber es gibt auch gemeinsame Räume, Sorgen und Nöte werden geteilt.

Auf die Fragen von Zuhörern gingen die Referenten zum Schluss ein. In ihrem Schlusswort plädierten sie einstimmig für mehr Sensibilisierung in Gesellschaft und Politik. Die Vorsitzende der KLB, Ulrike Meitinger, bedankte sich anschließend bei den Referenten mit einem kleinen Präsent.

Katharina Wachinger